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Willigis Jäger, Benedektiner-Mönch und Zen-Meister, erörtert in diesen Gesprächen mit Christoph Quarch seinen Ansatz einer transkonfessionellen Spiritualität. Als Wanderer zwischen Ost und West dient ihm der Weg des Zen vor allem dazu, die mystische Tradition der eigenen, christlichen Kultur neu zu beleben. Der Leser erhält damit die mehr als inspirierende Chance, in der ihm vertrauten Kultur zu entdecken, was er sonst in der Ferne sucht.

Die verschiedenen Religionen sind für Willigis Jäger gleichwertige Wege auf den einen, immer gleichen Berggipfel. Die eine Wirklichkeit ist das Ziel jeder spirituellen Übung - egal ob im Buddhismus, im Islam oder im Christentum. Das „reine Sein“, die Leere, die Gottheit, Nirwana - laut Willigis Jäger alles Namen für ein- und dieselbe Erfahrung. Eine Erfahrung, über die sich nur in Bildern reden lässt. Hier liegt die Keimzelle jeder institutionalisierten Religion.

Heilige Schriften sind Deutungen mystischer Einheitserfahrungen.

Die mystische Erfahrung - die auch in der Geschichte des Christentums eine große, allerdings immer wieder verdrängte Rolle spielt - geht zurück hinter die Kluft zwischen Gott und Welt. Anschaulich beschreibt Jäger das mit dem Bild von der Welle, die das Meer ist. Die ursprüngliche Wirklichkeit - das Meer - ist nicht zuerst da, um dann eine Welle hervorzubringen, die losgelöst vom Meer existiert: Die Welle (das Ich) ist das Meer; und gleichzeitig ist das Meer nur als Welle. Alle Gegensätze und Dualismen sind in der einen Wirklichkeit aufgehoben.

Gott will nicht verehrt, er will gelebt werden. Nur auf diesem Grund sind wir Menschen geworden, weil Gott in uns sein möchte.

Jesus ist für Jäger nur ein - wenngleich besonderes - Beispiel für die Inkarnation Gottes in der Welt, die sich im mystischen Erwachen, Hier & Jetzt, ereignen kann - für eine Einheitserfahrung, eine Erfahrung der umfassenden Liebe, aus der heraus Jesus gewirkt hat.

Aus der Perspektive der Mystik ist diese Erlösungslehre eine Metapher für das Geschehen, das sich in der mystischen Erfahrung ereignet. Erlösung ist immer da. In der mystischen Erfahrung bricht er (der Mensch) in sie ein.

Religion als Vollzug des alltäglichen praktischen Lebens aus der Erfahrung einer grundlegenden Verbundenheit: Auf den Spuren des Thomas-Evangeliums, mit Meister Eckhart und Johannes von Tauler als Gewährsmännern und der abendländischen Philosophie im Gepäck sucht Willigis Jäger nach den Möglichkeiten einer mystischen Erfahrung und zugleich einer neuen Rolle für die Religionen. Das ist unorthodox, erkenntnisreich und inspirierend. Überzeugen kann Jäger dort, wo er aus persönlicher Erfahrung spricht oder auf der Basis fundierter theologischer und philosophischer Kenntnisse argumentiert. Nur selten verliert sich Willigis Jäger in Spekulationen und vermeintlich wissenschaftlichen Begründungen für die Rolle der Mystik im 21. Jahrhundert - Spekulationen, die die von ihm skizzierte Spiritualität eigentlich gar nicht benötigt.


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